Allen Besuchern ein freundliches Moin



Mein Dank geht besonders an die Angehörigen meines Organspenders, die vielleicht auch Freude empfänden wüssten sie von meinen Aktionen. Mein Camino soll allen Menschen zeigen, dass das Leben nach einer Transplantation neu beginnt.

Meinen bisherigen Weg (Camino) bin ich als Botschafter der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) gegangen. Damit sollen vielfältige Unsicherheiten den Menschen Hilfen und Erklätungen geben und Kranken neuen Lebensmut vermitteln.

Nach fast sieben Jahren Wegstrecke (mit einer neuen Lunge) beginnt dieser Weg noch einmal, denn ich stehe wieder auf der Warteliste für ein neues Orgen. Dieses Mal benötige ich eine Niere, da die vielen Medikamenten meine Nieren (leider unvermeidlich) zerstört haben.

Darum meine Bitte: Helft mit, ein existenzielles Problem für viele Schwerkranke in Deutschland zu lindern. Unterstützt und helft den Menschen, vermittelt ihnen neuen Lebensmut. Tragt (wie mein Blog) dazu bei, dass es mehr Organspender gibt und weniger Menschen auf den Wartelisten sterben müssen. Zeigt Verantwortung, entwickelt Mitgefühl und stelle Fragen - an Patienten, an Angehörige, an Ärzte, an Kliniken, an die DSO, an die Politik. Seid einfach engagiert!

Dieser Blog findet heute, am 06. September 2014, seinen letzten Eintrag und endet damit. Damit endet allerdings noch nicht meine Geschichte, denn diese geht in einem weiteren, anderen Blog weiter. In diesem Blog, den ihr hier mit laufenden Text, noch kennenlernen und finden werdet, stelle ich meine weiteren Planungen dar. Bis dahin wünsche ich allen meinen Lesern - neben einem herzlichen Dank für die bisherige lange treue Lesefreundschaft - alles erdenklich Gute und weiterhin viel Spannung und Freude am neuen Blog, der sich mit dem Thema "Unsere Weltreise, neue Entdeckungen und komplexe Planungen" beschäftigen wird.

Dafür vielen Dank, viel Freude, gute Unterhaltung und immer gute Gesundheit wünscht euch

Lothar Rücker

Barsinghausen, im Aug. 2008 / Apr. 2009 / Dez. 2009 / Sept. 2012 / Juli 2014


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26. November 2012

Seit Anfang Oktober 2012 in der MHH...

... und noch immer kein Ende abzusehen. An manchen Tagen ist es einfach nervig und ich bin froh, ein Einzelzimmer (wegen der Infektrisiken) zu haben. Das "Gesülze" von manchem anderen Patienten ist eine Krankheit für sich und diese Menschen merken nicht einmal selbst, wie sehr sie sich selbst dauernd bemittleiden und dabei andere Patienten mit in ihren paranoiden Bann ziehen. Aber zunächst will ich meinen Lesern erst einen Überblick über die aktuellen Fakten geben.

Die erste OP ist jetzt gelaufen. Ein so genannter Vorhof-Katheter wurde von der rechten Schulter durch das Gewebe in den Körper eingebracht und mit dem Ende im Vorhof plaziert. Das andere Ende dieser (recht dicken) Schläuche kommt knapp oberhalb der Brustwarze "ans Tageslicht" und steht dort für den Dialysezweck zur Verfügung. Damit zum nächsten Stichwort.

Seit vergangenem Donnerstag bin ich auch Dialysepatient. Seither wurde ich drei Mal dialysiert und bin in doppelter Hinsicht vollkommen überrascht, denn die Dialyse geht an mir vorbei ohne jegliche Beeinträchtigung, Spuren oder ähnlichem. Ganz im Gegenteil, das viele Wasser, das ich eingelagert hatte (sogar in der Lunge) ist vollständig herausdialysiert und ich habe aktuell sogar eine Top-Figur und keinerlei Beschwerden mehr, fühle mich viel besser als die ganzen Monate vorher und sogar die Kreislaufbeschwerden und der Blutdruck scheinen sich jetzt zu bessern. Alles in allem also recht erfreulich.

Wie geht es also weiter? In dieser Woche (vielleicht die letzte Woche vor der großen OP?) will ich zusehen, dass ich ein paar Mal in die Reha-Abteilung der MHH zum Muskelaufbautraining kann. Das ist natürlich wegen meiner Keime ein wenig fraglich, ob das genehmigt wird. Immerhin sind in der Reha-Abteilung praktisch nur MHH-Angestellte, die dort ihren sportlichen Ausgleich suchen. Wenn ich als Patient mit Keimen dorthin komme gibt es natürlich Änderungen. Aus früheren Rehas kenne ich schon die Reaktionen anderer Leute, wenn dann besondere Maßnahmen von jedem einzuhalten sind. Aber was soll's - ich habe mir meine Krankheiten auch nicht ausgesucht und schon garnicht die Bündel, die andere Menschen zu tragen haben. Auch ich habe mein Päckchen zu tragen.

Heute wollen die Stationsärzte mit den Chirurgen reden, um möglichst einen fließenden Übergang von der Nephrologie zur Chirurgie und der OP zu erhalten. Was allerdings sicher ist und bleibt, mein Aufenthalt in der MHH wird dauern und ich werde zwischendurch nicht nach Hause entlassen werden. Das ist viel zu riskant.

Die große OP - was verbirgt sich jetzt aktuell dahinter? Bei mir ist ein BAA, ein Bauchaortenaneurysma, zu sanieren, das oberhalb der Nierenarterien beginnt und bis in die linke Oberschenkelarterie (der V. Iliaca) reicht. Oberhalb meiner Nierenarterien, das bedeutet fast noch im Brustbereich und bis in die Iliaca, also die Beckenarterie. Das ist ziemlich viel und vor allem auch ein ziemlich tief liegendes Operationsfeld. Außerdem wird versucht während dieser OP, direkt einen Peritonealzugang für die so genannte Bauchfelldialyse zu legen. In einer weiteren Operation wird der jetzt gelegte Vorhof-Katheter wieder entfernt. Dann benötige ich diesen Zugang nicht mehr. In einer nächsten Operation wird dann auch das Problem meiner Halsschlagadern angegangen und saniert. Es gibt also richtig was zu tun, daher auch der lange Krankenhausaufenthalt.

Auch der "periphäre Aufwand" rund um diese Dinge ist nicht von schlechten Eltern und durchaus erwähnenswert. Für die große OP ist unter anderem der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine vorgesehen (falls erforderlich) und auch einige Blutkonserven werden bestellt. Schon im OP-Saal wird auch ein Dialyse-Gerät bereit stehen, da nach dem Eingriff natürlich durch Kontrastmittel auch eine Erfolgskontrolle durchgeführt wird. Da die Bauchaorta das größte Gefäß des Menschen ist muss auch eine Menge Kontrastmittel hineingegeben werden, um entsprechend prüffähige Bilder zu erhalten. Dieses Kontrastmittel wird dabei voraussichtlich auch meine letzte Nierenfunktion komplett zunichte machen. Es ist also schon ein ziemlich großer Bahnhof, der da gestaltet wird.

Das ist also ein halbwegs vollständiger Überblick und ich hoffe, demnächst mehr berichten zu können. Es wird manchmal zeitlich auch ein wenig "gestreckt" sein, da ich nicht immer Gelegenheit zum Schreiben haben werde. Daher einfach ein wenig Geduld, der nächste Bericht kommt sicher - vielleicht ein wenig später.

Euch allen wünsche ich viel Spass beim Lesen und eine gute Zeit - besonders aber eine friedliche und schöne Adventszeit. Buen Camino und viele Grüße von

Lothar
Barsinghausen, 01. Nov. 2012


Die Welt dreht sich (manchmal) im Viereck ...

Irgendwie spinnen viele in unserem Land: der "junge Schnösel" Daniel Bahr, zur Zeit Gesundheitsminister in Deutschland, ist am 04.11.1976 geboren, Abitur und Bankkaufmann bei der Dresdner Bank gelernt, den Bachelor in Economics und einen Master in International Health Care. Aber: alles ohne jede praktische Erfahrung in den Arbeitsbereichen, die sein Ministerium abdecken soll. Und mit dem "Geld zählen" bei der Dresdner Bank hat es auch nicht so geklappt, denn die Bank gibt es mangels Masse heute nicht mehr. Die Reste sind später von der Commerzbank gekauft worden. Fast kann der Eindruck entstehen: "... auf zur nächsten Pleite - diesmal zum Gesundheitswesen ...?"


Wer die Biographie von Daniel Bahr liest wird sich unweigerlich fragen: welche Fähigkeiten hat dieser Mann eigentlich und was konkret prädestiniert ihn für seinen Job als Gesundheitsminister? Ein wenig mutet es nach hasardieren an, diesen relativ jungen, ausgeprägt unerfahrenen Menschen eine derart komplexe und verantwortungsvolle Tätigkeit für rund 80 Mio. Bürger unseres Landes machen zu lassen. Sehen meine Leser das ähnlich? Oder welche Meinung haben die Leser meines Blogs zu Daniel Bahr, seiner Gesundheitspolitik sowie seiner Strategie zur Verbesserung der Organspende? Schreiben Sie mir.

Ganz anders und irgendwie noch schlimmer gehen derzeit die Naturgewalten mit den USA um. Jeder kennt die Bilder, die fast pausenlos über die TV-Bildschirme gejagt werden. Besonders perfide sind Bilder wie das nachfolgend gezeigte, das natürlich ein Fake ist.


Natürlich kann jetzt jeder meiner Leser darüber spekulieren, zu welchem Zweck ein solches Bild gepostet wird. Mag es der amerikanische Wahlkampf sein oder schlicht Geltungssucht? Tatsächlich ist "Lady Liberty" 92,99 Meter hoch und die Sturmwelle maß rund 4 bis 4,5 Meter in der Kammhöhe. Das, was hier zu sehen ist, entspräche also einer Wellenhöhe von mindestens 70 Metern und da bleibt nur noch zu sagen: quod erat demonstrandum ... (q.e.d. oder "was zu beweisen war").

Auch für mich wird es am kommenden Dienstag (06. November) ernst, denn an diesem Tag muss ich wieder in die MHH zur ersten Operation. Dieses Mal steht mein Bauchaortenaneurysma auf der Agenda. Zusätzlich wird ein Katheter in die Schultervene eingeführt über den ich dialysiert werden kann. Außerdem wird bei dieser Operation ein Zugang in mein Bauchfell gelegt (dieser wird in Form eines kleinen Plastikröhrchens in die Bauchdecke eingenäht). Darüber werde ich nach dem Prozess des Abheilens mit einer speziellen Flüssigkeit meine Dialyse selbst machen können (Peritonealdialyse).

Damit will ich für heute zum Ende kommen, denn bis zum 06. November ist für mich noch genug zu tun. Bis voraussichtlich zum Jahresende werde ich nicht so oft schreiben können, versuche aber zumindest einen kurzen Zustandsbericht zu geben. Allen meinen Lesern wünsche ich eine gute und gesunde Zeit bis zu meiner Rückkehr - dann sehen wir weiter. Ein freundliches Buen Camino wünscht Lothar Rücker
Hannover (MHH), 16. Oktober2012
 

Seit drei Wochen in der MHH …

so langsam klären sich die Fronten, denn in den nächsten Tagen erfolgt der erste große Eingriff – eine Operation meines Bauchaortenaneurysmas.
 
 

 
Diese Aufnahme ist nur beispielhaft und zeigt nicht mein Aneurysma. Bei mir ist die Lage derart (Beginn oberhalb der Nierenarterien, Ende in der linken Iliaca), das nur die so genannte große Lösung, also Operation mit Einsatz der Herz-Lungen-Maschine genutzt werden kann. Auch Abwarten ist wegen der Rupturgefahr nicht mehr möglich. Mit etwas Glück werde ich morgen vorübergehend (bis zur OP) entlassen und kann nach Hause.

 
Heute Vormittag hatte ich die erste Einweisung über die Arten der Dialyse, die heutzutage möglich sind. Neben der allgemein wohl bekannten Form der Hämodialyse (Blutwäsche) gibt es auch die Peritonealdialyse, also die Bauchfelldialyse.
 

Latest News

Ja, morgen Vormittag werde ich entlassen. Zwar nur vorübergehend (bis zum 05. November), aber immerhin raus aus der Isolation. Danach geht es wieder in die MHH zur großen Operation.

Alles Weitere kommt dann in einem weiteren Blogartikel, denn jetzt ist erst mal packen usw. angesagt. Außerdem muss ich für meinen Transport nach Hause sorgen.

Heute also nur dieser kurze Blog, der durch die aktuelle Entwicklung so kurz wurde. Darum bitte ich um euer Verständnis, aber das ist jetzt für mich einfach wichtiger. Euch noch einen schönen Abend und Buen Camino

wünscht Lothar Rücker
Hannover (MHH), 10. Oktober 2012


Wieder in der Medizinischen Hochschule …

Vergangene Woche bin ich erst aus der Kardiologie der MHH entlassen worden und jetzt bin ich seit gestern früh wieder hier – diesmal in der Nephrologie. Damit allen meinen Lesern einen guten Tag aus Hannover.

 


 


 

Dass heutige Bild erklärt auf den ersten Blick, aus welchem Grund ich wieder in der MHH bin: meine Nieren haben durch die massive Zufuhr an Medikamenten über fast ein Jahrzehnt jetzt endgültig ihre Tätigkeit (bis auf einen kleinen Rest) eingestellt.

Jetzt muss ich mich (oder werde ich?) auf die Dialyse vorbereiten. Was ist das eigentlich, die Dialyse? Dass das Wort „Blutwäsche“ bedeutet dürfte ja gemeinhin bekannt sein, doch was passiert da genau? Und warum überhaupt muss das Blut gewaschen oder gereinigt werden und wovon denn eigentlich?

Also, der menschliche Körper scheidet „im Normalzustand“ jede Menge Giftstoffe aus. Diese verlassen den Körper mit dem Urin. Das geschieht in einem ganz normalen und unspektakulären Vorgang, der jedem Menschen bestens vertraut, gleichzeitig aber auch unausweichlich ist. Dabei gibt es auch keine Männer- oder Frauenquoten, denn jeder Mensch hat sein natürliches Ausscheidungsvolumen, das von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise Flüssigkeitsaufnahme oder Stoffwechselprozesse abhängig ist.

Trotz jahrzehntelanger zuverlässiger und klagloser Arbeit können Situationen entstehen, in denen die Niere ihren Dienst versagt oder sogar einstellt. Die Niere ist einfach krank geworden. Da die Ursachen für solche Krankheiten so vielgestaltig sind wie das menschliche Leben spare ich mir eine Darstellung. Viel wichtiger wird in dieser Situation die Frage, wohin mit den Giften, die ausgeschieden werden müssen. Dafür brauchen wir die Blutwäsche, denn ohne die Dialyse verbleiben die Giftstoffe im Körper und führen damit unausweichlich zum Tod des Patienten.

Stellt sich also die Frage nach den Arten der Dialyse. Am besten bekannt und in Deutschland wohl am stärksten verbreitet ist die Hämodialyse.

Signifikant ist dabei die Reinigung des Blutes außerhalb des menschlichen Körpers. Dazu bedient man sich eines Dialysegerätes. Eine weitere wichtige, in Deutschland nicht so sehr verbreitete Blutreinigungsform ist die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse).

Dieser Weg der Blutwäsche hat den Vorteil, weniger Nebenwirkungen auf den Patienten zu haben. Dafür setzt die Bauchfelldialyse ein hohes Maß an Disziplin und Motivationsfähigkeit voraus. Ein tendenziell labiler Mensch wird mit der Peritonealdialyse daher eher scheitern.

Das sind die Perspektiven, die sich für mich jetzt stellen nachdem meine Nieren praktisch nicht mehr arbeiten (den Körper entgiften). Im Moment, also vorbehaltlich einer ausführlichen Unterweisung durch meine Ärzte und meinen Nephrologen, wird meine voraussichtliche Entscheidung auf anfänglicher Peritonealdialyse für ungefähr fünf Jahre liegen. Dies ist so ungefähr der Zeitraum, der bei meiner Vorgeschichte für die Zuteilung einer neuen Niere notwendig sein wird.

Da ich auch mit einer neuen Niere meinen Medikamenten-Cocktail nehmen muss, werde ich diese neue Niere ebenfalls malträtieren – bis sie eines Tages ebenfalls nicht mehr funktionsfähig ist. Damit geht der Zyklus aus Dialyse und Nierentransplantation weiter – bis eines Tages nur noch die Dialyse bleibt wegen der zu geringen Organspenden von Nieren. Es gibt heute Menschen, die bereits seit 42 Jahren an der Dialyse hängen – und immer noch zufrieden, glücklich und gesund sind.
 
Damit wünsche ich meinen Lesern einen schönen Abend, den ich heute wieder in der Medizinischen Hochschule Hannover zubringen muss. Morgen stehen für mich sowohl eine Bronchoskopie als auch eine Computer-Tomographie auf dem Programm.
 
Buen Camino euch allen wünscht Lothar
Hannover (MHH), den 01. Oktober 2012

Ein nettes Hallo allen Lesern meines Blogs,


Ein neues Foto von mir in den Alpen


 
heute schreibe ich wieder – und damit ist es auch an der Zeit, euch meine „Schreibzyklen“ zu nennen. Grundsätzlich gilt, dass ich immer dann schreiben werde, wenn es etwas zu berichten oder zu sagen gibt. Das kann täglich sein, in der Regel ist das aber wenigstens einmal pro Woche. Am besten ist es also, wenn ihr diesen Blog auf eurer Website verlinkt und einfach immer mal kurz nachschaut.  

Außerdem: es gibt ja aus der zurückliegenden Zeit seit der Transplantation und durch meinen Jakobsweg vieles zu entdecken und zu lesen. 

Worüber werde ich noch schreiben? Nun, in erster Linie natürlich über meinen Weg in die Dialyse und damit auch über meine Listung für eine Nierentransplantation. Wir, das ist meine Frau Ewa und ich, haben zwei Wege angedacht: Ewa möchte mir gerne eine ihrer Nieren als Lebendspende schenken, während ich die post-mortem Spende favorisiere. Daraus sehr ihr direkt, dass wir unterschiedliche Positionen vertreten. Natürlich weiß ich um die Vorteile der Nierenlebendspende, aber ich weiß auch um die Nachteile für den Organspender – und das ist schließlich meine Frau. Und Ewa ist 19 Jahre jünger als ich, wird also nach meinem Ableben voraussichtlich noch rund drei Jahrzehnte länger als ich, dafür aber mit nur einer Niere leben müssen. Außerdem würde ich dann meine neue Niere, eine Lebendspende von Ewa, sofort mit dem Medikamenten-Cocktail „bombardieren“ wie heute schon – und vermutlich dann auch diese neue Niere nach einigen Jahren ruinieren. Für mich hat das momentan so etwas von „fortgesetzter Katastrophe“, quasi dem medizinischen Armageddon, an sich.

Daher bevorzuge ich die post-mortem Spende. Dieser Punkt steht daher im Grunde für drei verschiedene Themen, nämlich Dialyse, Lebendspende, post-mortem Spende – und letztlich auch für unsere Beziehung.

Weitere Themen werden die Rechte (und der Alltag) der Menschen mit Einschränkung sein, denn dieser Kreis erfährt tagtäglich Benachteiligungen und ähnliches. Warum ich diese Themen aufgreife? Nun, ich bin selbst ja auch Teil dieses Kreises von Menschen mit einem GdB von 100 und den Merkmalen aG und B.

Der Anfang meines Weges mit Behinderung war mit einigen Anekdoten „gepflastert“. Obskure Herren, die vor einem Fenster eines Restaurants in der Kölner Altstadt zu Zeiten der Vogelgrippe merkwürdige Verrenkungen machten, um mir zu bedeuten, dass ich mit meinem Mundschutz wohl ein Risikofaktor oder das „Opfer irgendeines Vogels“ war.  Oder ein kleiner Junge von vielleicht 5 Jahren, der mit seiner Mutter am Ufer des Rheins unterwegs war und mich entdeckte. Spontan und ganz dringend gab es „etwas zu tuscheln“ mit seiner Mutter. Die Antwort der Mutter verstand ich leider nicht, dafür umso besser das Statement dieses Steppkes: „Mama, und ich dachte, dass wäre der Michael Jackson …“

Was lernen wir daraus? Denke nie, lerne einfach zu fragen. Es gibt niemals dumme Fragen, sondern allenfalls dumme Antworten. Das gilt nicht nur für kleine Jungs …

Im Gegensatz zum bisherigen Blog seit meiner Lungentransplantation wird sich in dieser Blogfortsetzung eines ändern: Aufgrund verschiedener Entwicklungen im Markt der Organspende und Transplantationsmedizin, einer veränderten Gesetzgebung und bekanntgewordener Manipulationsvorwürfe in München, Regensburg und Göttingen und zuvor bereits in Kiel und Düsseldorf (alles in den letzten drei Jahren) gibt es vieles zu hinterfragen, zu berichten und den Menschen im Land zu erklären. Sicher ist jedem bekannt, dass die Bereitschaft zur Organspende deutlich sinkt und ebenfalls die Zahl der entnommenen Organe ist rückläufig.

Diesen Problemkreis greife ich auf, weil damit Menschenleben verbunden sind. Das ist keine Kritik oder Rückzug von der Transplantationsmedizin, letztlich verdanke ich ihr seit sieben Jahren mein Leben. Nach wie vor bin ich ein ausdrücklicher Befürworter der Transplantationsmedizin, denn auch künftig werde ich dadurch weiterleben. Niemand wird von mir verlangen können, ich solle bitte auf kritische Anmerkungen oder Vorhaltungen verzichten und gefälligst sterben.

Im Interesse der Menschen, die auf den Wartelisten stehen und besonders die etwa 60 %, die auf diesen Listen stehen und kein Organ erhalten, werde ich diesen Themenkomplex aufgreifen und darüber berichten.

Was werden noch für Themenbereiche in diesem Blog vorgestellt und beschrieben werden? Dafür habe ich einmal Kochen vorgesehen und zwar für Menschen, die entweder nicht kochen können, keine Kocherfahrung haben oder aus medizinischen Gründen ihre Ernährung umstellen müssen. Dabei stelle ich Rezepte vor und den Weg der Zubereitung.

Ein weiterer Themenkomplex wird Reisen sein und zwar Reisen, die meine Frau und ich gemacht haben mit allen Besonderheiten in Planung und Durchführung. Für die Reisen meiner (meist kranken oder eingeschränkt reisefähigen) Leser plane ich Tipps und Hilfestellungen, die nach individueller Anfrage gegeben werden.

Als nächsten Bereich will ich die Fotografie nennen. Natürlich ist grundsätzlich mit dieser Tätigkeit (gleich ob Hobby oder Beruf) eine gewisse Problematik für den Fotografierenden verbunden, wenn er - wie ich - schwerbehindert ist. Nicht alles ist dabei so einfach machbar wie für einen gesunden Menschen, manches benötigt umfangreiche Vorbereitungen - und ab und zu ist es sogar erforderlich, den Mitmenschen Erklärungen für das eigene Tun zu geben. Schwerpunkte sind für mich Reisefotografie, Industriefotografie und Menschen in ihrem Umfeld in ganz besonderen Lebenslagen.

Als guter Fotograf (oder auch Kameramann) bist Du so etwas wie das lebendig gewordene "schlechte Gewissen" der Menschen in dem Bereich, den Du per Foto oder Film gerade dokumentieren willst. Nicht jeder mag das, manche lehnen das sogar ab - andere wiederum drängen sich geradezu danach. Eine irre Welt der Emotionen ist das und noch konfuser wird sie für manche Menschen, wenn dies von einem Menschen mit Einschränkungen betrieben wird (beachtet bitte auch die irgendwie pervertierte Definition der Bundesanstalt für Arbeit)!

Es sieht also schon ein wenig nach Provokation aus, was ich hier möchte. Auch der Weg ist ein wenig anders gestrickt. Lasst euch einfach in den nächsten Wochen und Monaten überraschen, was ich hier so mache und schreibe. Sicher wird das interessant und abwechslungsreich werden. Da bin ich ganz sicher. In diesem Sinne wünsche ich euch einen tollen Nationalfeiertag und eine gute Zeit.

Für den Rest dieser Woche bin ich zu Untersuchungen in Kiel und zwar im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. Euch allen eine gute Zeit und bis zum nächsten Kapitel meines Blogs, voraussichtlich in der nächsten Woche. Eine gute Zeit und

Buen Camino wünscht Lothar

Fortsetzung ... auf dem Weg zu einer neue Niere

(Barsinghausen, den 26.09.2012)

Guten Tag zusammen, liebe Freunde


Die Ausgangsbasis - ein Mensch hat, ein anderer nicht ... 



 Nun melde ich mich wieder online bei meinen Lesern, denn meine Geschichte geht in ein neues Kapitel. Seit ein paar Tagen stehe ich offiziell wieder auf einer Warteliste, diesmal für eine neue Niere. Falls ihr noch einmal meine bisherige Geschichte (Lungentransplantation, Jakobsweg, Botschafter der DSO und mehr) nachlesen mögt, der Weg zum früheren Blog führt über diesen Link. Dort könnt ihr (wer das möchte) die gesamte Vorgeschichte nachlesen).
Doch mit Beginn dieser Fortsetzung will ich euch mal auf den aktuellen Stand der Dinge bringen. Seit gestern neu diagnostiziert ist ein offensichtlich ernstes Problem mit meinem Herzen bzw. den Herzkranzgefäßen. Die weitere Diagnostik werde ich später erläutern und auch die Maßnahmen, die daraus zu schließen sind. Im günstigen Fall würde ein Stent implantiert werden, die anderen Fälle möchte ich mir im Moment noch nicht vorstellen ...

Allerdings gibt es vor dem Herzproblem noch eine andere "Klippe" zu umschiffen: meinen Diabetes mellitus, der unangenehme Folgen hat. So unangenehm das alles auch ist, das ist eine von verschiedenen Folgen meines transplantationsbedingten  "Medikamentenkonsums". Die Folge: tägliches Insulin, Umstellen der Ernährung, immer stärkere Nierenprobleme und dergleichen mehr. Deshalb will ich euch eine Vorstellung von der Menge der Medikamente geben, die ich in den letzten 9 Jahren "geschluckt" habe.

Ein Handyfoto von meinem Medikamentenberg
 
In neun Jahren (zwei Jahre vor und sieben Jahre nach meiner Transplantation) habe ich durchschnittlich 60 Tabletten, Kapseln, Pillen und ähnliches zu mir genommen. Im Mittel wiegt eine davon ungefähr 2,5 Gramm. Bei 365 Tagen des Jahres und in neun Jahren macht das 492.750 Gramm Chemie oder einfach und verständlich: fast 500 Kg. Toll, nicht wahr? Das soll mal jemand nachmachen ...
 
Dieser "Chemieberg" ist zwar unvermeidlich nach einer Lungentransplantation, hat aber gleichzeitig viele Auswirkungen und besonders Folgen. Neben den Folgen für das Herz-/Kreislaufsystem (KHK) sind primär organische Folgen zu nennen - so wie bei mir heute. Außer einer terminal erkrankten Lunge hatte ich damals keinerlei Komorbiditäten - und heute sind es gleich mehrere. Darum will ich meine Leser in diesem (wieder neuen) Posting weiter aktuell informieren.
 
Eine nicht ungefährliche Altlast habe ich durch ein Bauchaortenaneurysma (BAA), das schon vor der Transplantation in mir "schlummert und wächst". Übrigens, mit den kontextsensitiven Links im Text haben meine Leser immer den direkten Weg zu Informationen zu diesen Punkten. Einfach anklicken und die Information öffnet sich in einem neuen Fenster. Also, mein letzter Stand (aus 2010) ist, dass mein BAA ungefähr 8 cm lang ist und einen maximalen Durchmesser von 45 mm hat. Ab 5 cm Durchmesser steigt die Gefahr einer Ruptur überproportional an (hinter dem Ruptur-Link ist ein authentischer Fall dokumentiert).
 
Damit ist die "Bestandsaufnahme" (leider) noch nicht beendet, denn aktuell jetzt beginnen meine Nieren zu versagen und ihre Tätigkeit einzustellen. Die Folgen sind klar: die Giftstoffe des Körpers (Urin) werden kaum noch bzw. nicht mehr ausgeschieden. Ohne Gegenmaßnahmen folgt daraus innerhalb weniger Tage eine nicht mehr reversible Vergiftung des Körpers und danach der Tod. Folgen für mich sind in erster Linie, eine kurzfristige Operation zum Bau eines Shunts, als zweite Maßnahme ist die möglichst rasche Reifung des Shunts zu betreiben um ihn punktierbar zu machen. Danach kann die erste Dialyse gefahren werden.
 
Die Arten einer Dialyse will ich euch nicht vorstellen, da für mich leider nur die Hämodialyse machbar ist. Der Grund ist die lebenslange Verantwortung meines Transplantationszentrums (TPZ) für meine Gesundheit, aus der natürlich auch ein Mitspracherecht hergeleitet werden kann. Dort wird auch dafür Sorge getragen, dass ich eine neue Niere bekomme. Zwar ist momentan noch nicht klar, ob es eine Lebendnierenspende (schweizer Informationsstruktur wegen der objektiven Fakten und besseren Schilderungen als in Deutschland) meiner Frau sein wird oder aber eine der so genannten post-mortem Spenden.
 
Vorgestern habe ich den Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr angeschrieben mit der Aufforderung, die für ihn zugänglichen Informationsquellen offen zu legen; konkret möchte ich dargestellt haben, auf Basis welcher Informationen und Fakten die von ihm dargestellte "völlige Risikolosigkeit einer Lebendspende" für den Organspender erfolgt ist. Das entspricht nach meinen Erfahrungen und Recherchen, wissenschaftlichen Informationen und Gesprächen mit betroffenen Lebendnierenspendern nicht den Tatsachen.
 
Damit, liebe Freunde und Leser meines Blogs, wäre ich zunächst mal am Ende der Darstellung der aktuellen Situation - soweit es meine Gesundheit und auch meine Transplantationsgeschichte betrifft. Jeder meiner Leser, Patienten oder Betroffene, Angehörige oder Interessierte, kann mich natürlich gerne per Mail mit Fragen ansprechen. Den Link zur Mail findet ihr am Ende meines täglichen Blogs. Nutzt die Gelegenheit einfach, denn ich bleibe keine Antwort schuldig und falls ich mal etwas nicht weiss, dann sage ich das auch.
 
PS: Das gilt natürlich auch für die Medienvertreter, die auf allen Kanälen nach wie vor nicht immer richtig berichten und manchmal leider auch unzulässige Interpretationen vornehmen.
 
Damit wünsche ich allen Lesern einen guten und sicheren Tag und viel Freude beim Lesen dieses Blogs. Euch alle grüße ich freundlich mit einem
 
BUEN CAMINO - Euer Lothar Rücker




06. März 2009 (Treibgut oder Schmelze?)

Unsere engagierte Polar-Touristin Angela Merkel im Dilemma!? Wer weiss schon, was kommt. Frau Merkel und ihre Polit-Vasallen im Kabinett wohl kaum haben sie doch noch nicht einmal bemerkt, dass wir bereits am Anfang einer ausgeprägten Deflation stehen. In Nordamerika, Asien und Australien ist man sich dessen bewusst. In Europa leider noch immer nicht. Und in der momentanen Situation geht wohl alles dahin: das Eis, das Klima, die Eisbären - und auch OPEL mit General Motors. Bittere Pillen auch von GM: die Zahlen verheißen nichts gutes und auch der Wirtschaftsprüfer von GM sagt im Bilanzbericht - Konkurs nicht ausgeschlossen, wie GM im Bericht an die Börsenaufsicht SEC schreibt. Alles klare Anzeichen einer Deflation, wie auch diese Grafik zur Arbeitslosenquote und Kreditvergabe eindeutig zeigt.

Es ist schon seltsam wenn von "Fachleuten" behauptet wird, die so genannten systemrelevanten Firmen und Banken dürften nicht kippen. Dabei sind wir bereits in der deflationären Phase unseres Systems angekommen. Das Problem ist nur, dass es noch kaum jemand gemerkt hat. Statt dessen gerät ein Bundestagsabgeordneter der SPD in Verdacht, in Machenschaften rund um Kinderpornos verstrickt zu sein. Die Staatsanwaltschaft durchsucht Wohnung und Büros, beschlagnamt Unterlagen und die Medien regen sich auf, als sei dies "Business as usual".

Doch in der Bevölkerung macht sich erster Unmut und Unsicherheit breit. Laut "ARD Deutschlandtrend" glauben 81 % der Bundesbürger das uns der schlimmste Teil der Krise erst noch bevorsteht. Auch mehr als die Hälfter aller Bürger machen sich Sorge um ihren Arbeitsplatz bzw. ihre Ersparnisse. Außerdem sind 55 % der Deutschen der Ansicht, dass die Bundesregierung angesichts dieser komplexen Kise den Überblick verloren hat. Auch die ehemaligen Volksparteien, also CDU und SPD, haben erhebliche Verluste hinnehmen müssen - so erheblich, dass sie bei gleichförmigem weiteren Verlauf dieser Entwicklung schon in drei bis vier Wochen nicht einmal mehr eine große Koalition bilden könnten. Wenn morgen Wahl wäre, natürlich.

Ein Fazit aus diesem Deutschlandtrend: das Vertrauen in die Politik jeglicher Couleur ist rapide gesunken und damit offensichtlich auch das Vertrauen in unseren Staat. Es ist die Politik, die in den vergangenen 15 Jahren immer intensiver an den Stellschrauben unserer Währung und Wirtschaftskraft gedreht hat. Leider in die falsche Richtung. Schlimm ist nur, dass wir alle noch sechs Monate bis zur nächsten Bundestagswahl warten müssen. Plus der Zeit, die für eine - wie auch immer geartete - Regierungsbildung erforderlich ist. Nach Lage der Dinge, also den letzten Diskussionsrunden (besser: "Positionierungsrunden") im Koalitionsausschuss, den anstehenden Problemen des Landes und den Problemlösungsfähigkeiten unserer Politiker kann ich bei allem guten Willen (leider) keine günstige Perspektive zeichnen.

Im Gegensatz zu Politikern, die ja leider nur zu oft zum Bau von so genannten "Wolkenkuckucksheimen" neigen, ist der Journalismus zur Objektivität verpflichtet (siehe Pressekodex). Schade nur, dass es in diesem Sinn keinen Kodex für Politiker gibt. Sehr schade sogar. Vielleicht sollten wir einfach über eine "Lehre" für diese Spezies nachdenken, in der unsere Kanzlerin oder die Ministerriege abschmelzen kann. Oder über ein Assessment Center für angehende Politiker nachdenken ...

Deshalb will ich an dieser Stelle wieder ein paar Worte über mich sagen. Mein Bauchaortenaneurysma (BAA)ist weiter gewachsen, wie die Untersuchung in der MHH ergeben hat. Sonografisch hat es jetzt einen Durchmesser von 45 mm und in der Länge eine Ausdehnung von 12 cm. Entscheidend aber ist das Wachstum von 5 mm in einem Jahr. Regel bei BAAs ist, mit zunehmendem Durchmesser verläuft die Steigerung des Durchmessers im Quadrat. Nach aktueller Einschätzung meines Gefäßchirurgen wird in 8 bis 10 Monaten die Notwendigkeit der chirurgischen Intervention gegeben sein. Deshalb soll ich ab sofort große Belastungen (mehr als 10 - 15 Kg) ebenso vermeiden wie zu hohen Blutdruck (über 150 systolisch). Nichteinhaltung kann dann schnell zu einer so genannten Ruptur führen, also dem Reissen oder Platzen der BAA - dann mit letalen Folgen.

Damit ist die Konsequenz klar: die Fortsetzung meines Jakobsweges wird verschoben und zwar bis zur vollständigen Heilung meines BAA. Doch keine Sorge, liebe Freunde. Natürlich werde ich nicht meine Beine hochlegen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Derzeit plane ich ein Projekt, das ebenfalls ein Novum ist und nach meinen Recherchen so noch nicht durchgeführt wurde: die Umrundung aller deutschen Inseln in der Ost- und Nordsee. Wie gesagt, momentan bin ich in der Planungsphase, muss einiges an Vorbereitungen machen, Genehmigungen einholen usw. Darüber könnt ihr allerdings mehr lesen, wenn das alles erledigt und meine Website für dieses Projekt fertiggestellt ist. Also noch ein wenig Geduld, Informationen gibt es wie immer auf dieser Seite von mir.

Damit wünsche ich euch allen einen schönen und hoffentlich guten Tag. Ein nettes Buen Camino von eurem Lothar soll euch heute begleiten.

"Projekt Deutschland" - Tag 6

05. März 2009 (Spiel mit Medien?)

Dieses Foto aus dem englischen Guardian zeigt Jade Goody, die derzeit in allen Medien hohe Aufmerksamkeit erzielt. Auch in Deutschland ist sie in vielen Medien und regt auch hier die Menschen, die Medien und Kirchen, aber auch die Politik auf. Warum eigentlich fragen sich die, die bislang nichts von ihr hörten.

Jade Goody (27) ist in England ein absoluter Star, die wegen ihres Benehmens und Verhaltens in der englischen Big Brother Serie berüchtigt und berühmt wurde. Von ihrer Herkunft und Artikulation her eher rüpelhaft und beleidigend hat sie dennoch Zugang zu allen wichtigen internationalen Kreisen erreicht: ihre Wohnung ist von Reportern und Fernsehteams aus aller Welt umlagert, Gordon Brown sagt eine wichtige Fernsehdebatte ab, tausende junger Frauen stornieren fest vereinbarte Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen und alle Welt schaut angewidert und zugleich faszinieniert auf die junge Frau, die alle und alles mögliche buchstäblich aus den Angeln hebt. Jade Goody hat ein nicht heil- oder therapierbares Karzinom im Endstadium im Gehirn mit einer restlichen Lebenserwartung von wenigen Wochen. Und sie hat ihre letzte Lebensphase absolut öffentlich gestaltet. Ihr Sterben und auch ihr Tod werden live in Living TV gesendet.

Was erreicht sie damit und was sind ihre Ziele? Sie bewegt und provoziert die Menschen und emotionalisiert die Gesellschaften. "Goody ist ein Geschöpf der Massenmediendemokratie, die sich in allen westlichen Ländern herausgebildet hat. Die Massenmedien fungieren als Sprachrohr und Verstärker der Gefühle der Massen. Eines der Merkmale der Massenmediendemokratie ist die Emotionalisierung. Auch gilt Ignoranz nicht länger als Makel, dagegen wird Wissen und Lernen zunehmend verachtet." (Zitat: ZEIT)

Eine solche Massenmediendemokratie ist auch in Deutschland vorhanden und genügend katalysierende TV-Shows, Talk Shows und ähnliches gibt es auch bei uns. Negativ betrachtet, kann eine adäquate deutsche Person schnell vergleichbare Aufmerksamkeit erreichen. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite - statt ergebnisorientiert mit Positiv nur mit Motivation oder Sensibilisierung übersetzt -bietet bei dieser Unterscheidung zwei Optionen: Die Motivation der Massen (Mensch wie Medien) zu bestimmtem Handeln ist ebenso möglich wie die Schaffung eines Bewußtwseins für eine bestimmte Problematik. Beides scheint in unserer Gesellschaft wichtig und notwendig zu sein, wenn sich jeder Leser einmal diese Grafik (Bruttosozialprodukt vs. Finanzvermögen) von McKinsey betrachtet.

Da die Einsichtsfähigkeit bei den meisten Politikern (national wie international) ganz offensichtlich entweder fehlt oder verkümmert ist, muss aus der Bevölkerung dieser Entwicklung gegengesteuert werden. Notwendig ist also eine deutliche und ausgeprägte Sensibilisierung und Motivation der Bevölkerungen. Vorreiter dieser Entwicklung können in unserem Land Gruppierungen mit hoher Sozialkompetenz sein: die Gewerkschaften wie die IG Metall oder ver.di. Knapp 5 Millionen Mitglieder dieser beiden Gruppen und die rund 20 Mio. Rentner ergeben ein starkes, nicht mehr zu ingnorierendes Korrekturpotenzial.

Doch wie auch immer die derzeitigen Politiker motiviert sind, sie verändern wissentlich oder unwissentlich unser Land und unsere Gesellschaft. Sie überschulden die nächsten Generationen, kümmern sich seit Jahren immer weniger um die Armen, Kranken, Rentner und Behinderten. Sie fragen letztlich nicht einmal mehr, was nach ihnen selbst kommt. Daher sollte jeder Bürger unseres Landes die Politiker fragen, wie sie mit diesen Problemen umgehen und wo für die Menschen verständliche Lösungsansätze liegen. Vor allem ist nicht zuletzt durch die aktuelle Lage in unserem Land nach der Zeitachse und wichtigen Zeitpunkten der Erledigung zu fragen.

So kann ein Fall in England schnell zu grundsätzlichen Fragen im eigenen Land werden. Die englische Politik (bis zum Premierminister) ist zum Teil bereits in die Knie gegangen. Wie wird sich dies bei uns entwickeln? Die Entwicklung bleibt in den nächsten Monaten abzuwarten. Euch allen, liebe Freunde, wünsche ich einen tollen Tag und vielleicht auch ein wenig Sonne. Ein nettes Buen Camino wünscht euch Lothar

"Projekt Deutschland" - Tag 5

04. März 2009 (Dummheit oder Spiel?)

Die CeBIT 2009 - ein Spiegel der Wünsche, aller denkbaren Ziele und Begierden. Und ein Platz, der diese taiwanesischen Kinder auf dem Stand ihres Vaters vermutlich - und top gekleidet natürlich - Golf spielen lässt. Was ist das für eine Welt geworden? Während die Börsen buchstäblich ins Bodenlose fallen, spielen Kinder auf einem Messestand ganz unverkrampft Golf. Während die Manager vieler etablierter Firmen hektisch und manchmal auch krampfhaft um Chancen für einen Abschluss kämpfen, gehen die Leute aus südeuropäischen, afrikanischen oder auch südostasiatischen Unternehmen vollkommen locker und gelöst an ihre Aufgabe "Messeauftrag erfüllen".

Dieser (eigentlich alltägliche) Umgang mit vermeintlich wichtigen Dingen, vielleicht ist er ja auch ein Kennzeichen für den Unterschied zwischen den Generationen, zwischen den Themen, zwischen Interessen und Zielen. Wer weiß das schon? Nach meinen Eindrücken vom Eröffnungstag der CeBIT 2009 haben die Generationen einen eigenen (fast schon individuellen) Umgang mit allen Themen. So wie auch Angela Merkel und Arnold Schwarzenegger. Die eine eher verschlossen-rational, der andere zuversichtlich und optimistisch, wie dieses Foto zeigt. Diese CeBIT ist jedenfalls auf den ersten Blick eindeutig geschrumpft: 25% weniger Aussteller, keine Zelte auf den Außenflächen, inhaltlich verändert Angebote, eine tendenziell klinisch-sterile Atmosphäre und viel mehr Job-Angebote. Die Branche krampft und schrumpft Wie Deutschland und die Welt - unverkennbar.

Auch die 'ach so gebeutelten' GKVen (Gesetzliche Krankenversicherungen) jammern tagein tagaus über die fehlenden (oder wegfallenden) Millionen. Und heute kommt eine Meldung in den Medien, nach denen die GKVen rund 700 Millionen Euro Gewinn gemacht haben. Welche "positive Tragik" bezogen auf den Gesundheitsfond. Kein Jammern mehr möglich, auch keine Erhöhung der Beiträge. Ich bin auf die Begründung bei der - wahrscheinlich doch kommenden - Beitragserhöhung gespannt.

Irgendwie mutet es schon seltsam an, wenn amerikanische Unternehmensleiter (zwei zumindest) im TV sagen, sie sehen die Krise am Ende, während der Gouverneur von Kalifornien bei seinem Messeauftritt in Hannover über die größten Defizite seines Staates lamentiert. Auch Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, unser Wirtschaftsminister mit der 'großen Erfahrung' aus einem 3-Mitarbeiter-Imperium, scheint mehr zu reden als zu wissen - von Handeln ist ja noch nichts zu sehen. Hoffen wir nur, dass sein Handeln und seine Darstellungen nicht so hoffnungslos überzogen sind wie bei seiner Vorstellung, in der er von "großen und internationalen Wirtschaftserfahrungen" sprach. Allerdings beschränkten die sich dann auf den schon angesprochenen örtlichen 3-Mitarbeiter-Betrieb der Eltern. Großartig, nicht wahr ...

Fürwahr, wir haben wirklich schon treffliche Konstellationen mit unseren Persönlichkeiten. Jedenfalls bei genauerem Hinsehen und Hinhören. Hoffen wir einfach mal, dass deren Handeln ohne größere Blessuren bleibt, denn wir - das Volk - haben ja jetzt schon mehr als genug zu zahlen. So viel, dass sogar unsere Kinder, Enkel und Ur-Enkel die bestehenden Schulden unseres Landes mitabtragen müssen. Wie sie das allerdings bei der vereinbarten Schuldenbremse machen (und schaffen) wollen ist mehr als fraglich. Und zweifelhaft.

Früher waren die Großväter geschätzte, geachtete und geliebte Menschen, die in jeder Lage einen Rat hatten und niemals einen Fehler machten. Irgendwie schade, dass wir heute eine solche "Großväter-Generation" erhalten werden. In wenigen Jahren jedenfalls. Wirklich schade, finde ich. Mit diesem Bedauern wünsche ich euch einen tollen und vielleicht sogar sonnigen Tag. Viele freundliche Grüße mit einem netten Buen Camino wünscht euch Lothar

"Projekt Deutschland" - Tag 4

03. März 2009 (Umbruch oder Abbruch?)

Wirklich kein Platz mehr? Die Frage stellt sich zunehmend in Deutschland. Kein Land in den so genannten G 20 ist derart schlecht aufgestellt wie Deutschland. Die einzige ernst zu nehmende Aufrechnung und Prognose kommt von ver.di, der deutschen Dienstleistungs-Gewerkschaft. Diese Prognose wird namhaft unterstützt und bestätigt, unter anderem vom RWI, ifo, Deutsche Bank und anderen.

Gestern habe ich bereits die katastrophale Entwicklung rund um AIG in New York angesprochen. Diese Firma ist mittlerweile so stark (finanziell) gestützt worden, dass es für "Otto Normalverbraucher" fast nicht mehr vorstellbar ist. Warum geschieht diese (buchstäblich grenzenlose) Unterstützung? Warum lässt man dieses Unternehmen nicht einfach in Konkurs gehen? Die Zahlen rund um AIG sind wirklich unvorstellbar: insgesamt 210 Milliarden Dollar Finanzhilfen, 61 Milliarden Dollar Verlust - und das bei Geschäftstätigkeit in rund 130 Ländern. Gigantomanie pervers. Von diesem Unternehmen, von seinen Geschäftspartnern und auch von der US-amerikanischen Regierung. Das Schlimme daran ist, dass viele Städte (weltweit, darunter viele deutsche Städte) ihr "Tafelsilber" (Stadt-, Wasser- und Elektrizitätswerke) an AIG verkauft haben und anschließend wieder zurückgeleast haben. Das Motiv für diesen Unfug: Geldmangel in Folge von Misswirtschaft, strategischen Fehlentscheidungen und schlicht Unwissen und Unfähigkeit bei den meisten Stadtvätern in unserem Land.

Die Folgen dafür haben - wie immer - die Bürger zu tragen! Ich bin gespannt wie lange sich unsere Staatsbürger diese Machenschaften mit stets fadenscheinigen Erklärungen und Begründungen noch gefallen lassen. Erste (unerwünschte) Ergebnisse sind bereits erkennbar: die Linken haben schon in ihr Wahlprogramm "die Überwindung des Kapitalismus" geschrieben. Eine reinrassige Rückkehr in die Denkstrukturen, Verhaltensmuster und Dialektik der PDS.

Ich denke, wir haben vieles zu ändern, anzupassen und zu korrigieren in unserem Land. Und wir haben ebenso vieles zu lernen, ob es uns nun gefällt oder nicht. Es ist fast schon erschreckend mit welcher "Lust am Untergang" Unternehmen wie RWE sich in das Geschäft um Süßwasser drängen. Soll eines der zwingend notwendigen und nicht substituierbaren Grundnahrungsmittel kommerzialisiert werden? Allen solchen Zeitgenossen möchte ich ein früheres Wort der Grünen vorhalten: sie werden erst dann einsichtig wenn sie merken, dass man Geld nicht essen kann ...

Nun aber Schluß für heute, denn jetzt steht für mich die CeBIT mit einigen Promis auf dem Programm, die heute beginnt. Angela Merkel macht mit Arnold Schwarzenegger einen Rundgang, zwei Pleitiers erster Güte, denn die Bundesrepublik wird von Merkel derzeit ein Stück an die Wand gefahren. Ähnliches hat Schwarzenegger in Kalifornien ja ebenfalls schon geschafft. Dann kommt noch unser allseits ungeliebter Schwarzwälder, Innenminister Wolfgang Schäuble. Und auch Brigitte Zypries besucht diese Messe - vielleicht auf der Suche nach Justiziablem.

Euch allen wünsche ich einen schönen, vielleicht sogar sonnigen Tag und ein freundliches Buen Camino von Lothar

"Projekt Deutschland" - Tag 3

02. März 2009 (Perversion der Asozialität)

Dieses Foto, liebe Freunde, habe ich vor wenigen Tagen auf einer stark belebten Hauptstrasse in Mailand aufgenommen. Falls jemand denkt, dass gibt es nicht bei uns - Irrtum! Das ist für knapp ein Viertel aller Menschen in Deutschland Alltag und bittere Normalität.

Diese marode und teilweise schon pervertierte Asozialität ist aktuell zu erkennen am Verhalten der Firma OPEL und GM, aber auch am (beinahe) devoten Stil unserer Politiker, vornehmlich der Bundeskanzlerin, dem Wirtschaftsminister und einigen Ministerpräsidenten. Das "Sanierungspapier" des OPEL-Vorstands ist das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben wurde. Tausende von Mitarbeitern entwickeln Hoffnung und Freude über (vermeintlich) gerettete Arbeitsplätze. Tatsächlich aber behält General Motors (GM) in diesem Vorschlag mehr als 50 % der Anteile. Die vorgeschlagene Gesellschaftsform ermöglicht also GM nach wie vor direkten Zugriff auf OPEL (plus eventuell fließende Gelder der Regierung).

Im Ergebnis handelt es sich bei dieser "Aktion" um nichts anderes als ein Konjunkturprogramm 3, geschnürt exklusiv für OPEL (und im Hintergrund womöglich direkt für GM, denn auch Obama ist stark unter Druck). So löblich die Absichten des neuen US-Präsidenten auch sind, die eigendynamisch ablaufenden Geschehnisse der Finanz- und Wirtschaftswelt sind kaum noch in den Griff zu bekommen. Jedenfalls nicht mit den (bisher bekannten) "Trapez-Nummern" unserer (und anderer) Regierungen.

Fast schon erschreckend ist der Vorschlag von Angela Merkel, auch die übrigen europäischen Länder sollten doch - eben wie Deutschland - auch eine Schuldenbremse in ihren Staaten installieren. Am besten durch eine Verfassungsänderung. Kein Gedanke daran, dass eine solche Änderung praktisch unumkehrbar ist, wenn sie - wie in dieser Krise - einmal beschlossen sind. Krisen machen Politiker entscheidungsfreudig. Nur nicht immer zielführend und im Interesse der Menschen.

Aktuell ist eine Meldung aus den USA nach der dem weltgrössten Versicherungskonzern AIG weitere erhebliche Milliardenbeträge zur Sicherung gezahlt werden sollen. Bereits 150 Milliarden US-Dollar sind an Staatshilfen gezahlt worden, weitere 30 Milliarden US-Dollar sollen jetzt nochmals folgen. Dieser Konzern hat gestern einen Verlust von 60 Milliarden US-Dollar gemeldet - und er arbeitet wie General Motors ebenfalls weltweit.

Die "Perversion der Asozialität" - siehe den heutigen Titel - liegt konkret darin, dass die Politiker der meisten Länder überwiegend ahnungs- und kenntnislos sind über makroökonomische Abläufe und Wirkungen. Die Tragik darin ist, dass diese Figuren sich auch noch die Meinungen, Sichtweisen und Vorschläge der Lobbyisten zu Eigen machen und nicht erkennen, dass diese in aller Regel nicht an den Interessen eines Volkes, sondern an denen eines Unternehmens orientiert sind.

Wir werden noch vieles zu besprechen und zu diskutieren haben, liebe Freunde im Land. Deshalb will ich mit diesen Worten meinen heutigen Blog schließen, morgen gibt es den nächsten Blog. Euch allen einen schönen und möglichst guten Tag und ein freundliches Buen Camino wünscht euch Lothar

"Projekt Deutschland" - Tag 2

28. Febr. 2009 (Barsinghausen)

So, liebe Freunde draußen im Land, nun melde ich mich mit einem neuen Blog zurück. Einiges hat sich geändert, schlimme Entwicklungen sind in unserem Land in Gang - merkwürdig nur, dass niemand sich sonderlich darüber aufregt. Aber für euch zum Verständnis erst einmal der Reihe nach.

Wichtigster Termin ist für mich der 4. März, dem Tag der Kontrolle des Bauchaortenaneurysmas (BAA) durch den Gefäßchirurgen. Aktuell ist dies 45 mm im Durchmesser bei rund 10 cm Länge. Also nicht unbedingt gering. Sicher wird das in absehbarer Zeit "repariert" werden müssen. Die Frage ist nur, ob mit einer so genannten offenen (aufwendigen) Operation oder per Stent. Diese Frage ist für mich von zentraler gesundheitlicher Bedeutung und deswegen hängen alle übrigen Aktivitäten, Projekte und auch die Organspende-Tournee davon ab. Es kann also sein, dass mein Jakobsweg, den ich ja bereits von Glückstadt bis Schengen gelaufen bin, weiter für ungefähr ein Jahr unterbrochen bleibt. Da haben allerdings die Ärzte der Medizinischen Hochschule das letzte Wort.

Tja, was hat dies eigentlich mit der Karikatur von heute zu tun, wird sich mancher fragen. Einfache Frage - einfache Antwort! Jeder von euch da draussen weiß mittlerweile, das wir in einer ausgeprägten Krise leben. Vielleicht sogar in einer existenziellen Krise. Ebenfalls weiß mittlerweile fast jeder Bürger im Land, dass die Politik dem so genannten "kleinen Mann" - also den Deutschen wie Du und ich - ans "Leder", sprich an den Geldbeutel will. Das ist mit der Gesundheitspolitik und ihren Strukturen so und betrifft zwischenzeitlich viele von uns, denn teilweise verlangen die Ärzte Vorkasse von den Patienten bevor sie eine Behandlung beginnen. Andererseits erhalten die so genannten Großen, also die Wohlhabenden, Reichen und Zocker bei den Banken, eben durch diese Politik so viele Gelder (Stichwort: Umverteilung von unten nach oben), dass rund 10 % der Bevölkerung 90 % des Vermögens besitzen. Im Umkehrschluss sinkt das "negative Vermögen" der wirtschaftlich minderbemittelten Bevölkerung noch weiter ab. Die Reichen werden noch reicher und die Armen dadurch noch ärmer.

Die volkswirtschaftliche und finanzpolitische Fehlentwicklung ist zwischenzeitlich so katastrophal geworden, dass mir buchstäblich die Worte fehlen. Diesen "Aufschrei" vermisse ich bei unserer Bevölkerung! Während in Griechenland, Spanien, Frankreich oder England die Menschen viel stärker handeln schläft "der deutsche Michel" schön weiter und vertraut nach wie vor den Worthülsen der Politiker, Lobbyisten, Unternehmern und ihren Verbandspräsidenten. Das, liebe Freunde im Land, kann es nicht sein. Und das darf es nicht sein! Immerhin nehmen die eben genannten Personengruppen jede Zukunftsperspektive für die nach uns folgenden Generationen - begonnen mit den heutigen Kindern.

Das gilt es zu verhindern. Deshalb werde ich diesen Blog (zumindest bis nach den vielen Wahlen in diesem Jahr) umwidmen und umfunktionieren. Natürlich laufe ich weiter, denn ich bin mir meiner Zugwirkung auf die Menschen sehr wohl bewusst. Aber ich muss buchstäblich "in der Nähe" bleiben, um jederzeit reagieren zu können: Gesundheit, Medien, Bevölkerung und Wahlen sind die Themen, um die sich jetzt alles drehen muss. Auslöser ist die Finanzkrise, die mit ihren diversen geplatzten Blasen immer neue Katastrophen entstehen lässt.

Vor einigen Monaten habe ich den ehemaligen US-Präsidenten Bush öffentlich als "Ruinator" bezeichnet. Bush ist endlich in Rente, aber die "Ruinatoren" werkeln weiter. Jetzt sind es die "Finanzgaukler" (tut mir leid, aber eine günstigere Bezeichnung fällt mir nicht ein), die sich in den Regierungen - vornehmlich aber in Berlin - tummeln und ihren Diensteid auf die Bundesrepublik Deutschland nach besten Kräften missachten. Deshalb, liebe Leser, werde ich in diesem Blog ab sofort wieder täglich, fundiert und sorgfältig recherchiert Fakten benennen, die in den Medien leider viel zu wenig publiziert werden. Mein Jakobsweg bleibt allerdings zunächst suspendiert. Dafür werde ich "Rund um alle deutschen Inseln" wandern, Gespräche mit Menschen und Verbänden führen und detailliert in Wort und Bild beschreiben.

Warum ein solcher eher ausgefallener Marsch? Ganz einfach, liebe Freunde. Die deutschen Inseln in Ostsee und Nordsee sind ein Frühindikator für die Umwelt- und klimatologische Problematik in der Welt. Unsere Insellandschaft und besonders das Wattenmeer der Nordsee ist einzigartig und muss geschützt und erhalten werden.

Genau so wie Deutschland. Es darf nicht in die Hände der Politkomiker und Finanzgaukler fallen. Damit dies nicht geschieht brauche ich euch da draussen im Land. Lest meinen Blog. Am besten täglich. Ich publiziere ihn täglich und gebe ihn ebenfalls täglich an die Medien weiter. Leitet ihn weiter an Freunde, Bekannte und Kollegen, diskutiert über die Inhalte und die Lage in Deutschland, fordert von allen Politikern in Bund, Land und Gemeinden klare, offene und ehrliche Worte. Und vergesst nicht, deren Antworten an möglichst viele andere Menschen zu leiten. Es wird nicht immer schön oder angenehm sein, was ihr hier lesen werdet. Aber es sind Fakten, die journalistisch sorgfältig recherchiert und aufbereitet sind - verständlich für jeden. Damit wünsche ich euch allen einen schönen und angenehmen Sonntag und mit dem Beginn des meteorologischen Frühlings am 1. März vielleicht der Beginn einer angenehmeren Zeit. Euch allen ein freundliches Buen Camino wünscht Lothar

"Projekt Deutschland" - Tag 1

28. Jan. 2009 (Barsinghausen)

Heute gibt es wieder einen Blog von mir, liebe Freunde. Einen Tag, bevor ich zum Nephrologen muss und den jetzt aktuellen Status meines BAA (Bauchaorten-Aneurysma) prüfen zu lassen. Doch vorweg ein paar Worte zu der heutigen Karikatur (Quelle: Strattmann), die ursprünglich das Ende des Transrapid-Baus begleiten sollte.

Mittlerweile jedoch steht der "Transrapid-Sarg" schon für viele (negative) Schlagworte, die unseren Alltag und damit unser Leben berühren. Ein paar Stichworte, die wohl jedem im Land bestens vertraut sind, sollen nur Beispiele sein: Hartz IV für Kinder ist verfassungswidrig, der Handball nimmt an Brutalität immer mehr zu und eine "Vorbildfunktion" ist beim besten Willen nicht mehr zu erkennen, Zumwinkel hat sich mit seinen Anwälten ein günstiges Urteil "erkauft" und das Rechtsempfinden der Bürger wird damit nachhaltig gestört, die immer umfangreicheren Garantien für Banken und Unternehmen sind nicht mehr verständlich und die Politik scheint nicht einmal mehr das "kleine Ein-mal-Eins der Volkswirtschaft" zu beherrschen.

In die gleiche Richtung geht die nach wie vor (auch in Deutschland) zunehmende Tendenz, den Organhandel zu öffnen bzw. zu legalisieren. In vielen Ländern, voran die USA, wird heute bereits der Hirntod relativiert und statt dessen favorisieren Mediziner die so genannte NHBD (Non Heart Beating Donor) als Todeszeitpunkt. In extremen Fällen (die FAZ berichtete darüber) wurden einem Kleinkind bereits 75 Sekunden nach dem Herzstillstand die Organe entnommen. Mittlerweile gibt es sogar in Deutschland einzelne Mediziner, die diese NHBD ausdrücklich fordern.

Ähnlich grotesk und absurd ist der international praktizierte Organhandel in allen (meist kriminellen) Schattierungen. In Indien werden den Ärmsten der Armen für wenige hundert Euro Nieren entnommen, die - natürlich gegen horrende Entgelte - reichen Europäern oder Nordamerikanern implantiert werden. In Pakistan werden gleich reihenweise armen und ungebildeten Arbeitern Organe entnommen und unter häufig fragwürdigen Bedingungen transplantiert. Die Reihe der Beispiele ließe sich leicht verlängern, doch das ändert nichts an der Misere, dass wir viel zu wenig Organspender haben.

Prof. Kirste, Chef der Deutschen Stiftung Organtransplantation, hat vor kurzem in einer Pressemitteilung klar und unmißverständlich gesagt, dass die Kriterien in Deutschland unzureichend seien. Die ungenügende - und weiter sinkende - Bereitschaft zur Organspende mache ein Überdenken erforderlich. Als Denkmodell wurde das bereits vom Auto benannte und vorgestellte System in Spanien vorgeschlagen.

Auch dies ist ein Teil der vielen negativen Entwicklungen in unserem Land, denen von der Politik keine nennenswerten Erklärungen (von Lösungen ganz zu schweigen) entgegen stehen. Offensichtlich fehlt uns ein charismatischer Macher, der einfach die Ärmel hoch krempelt und beginnt zu arbeiten. In unserem Land ist es leider üblich, zuerst in jahrzentelangen (meist verschlungenen) Wegen einen Platz in den Parteihierarchien zu erkämpfen, um dann mit (häufig verkrusteten) eher erfahrungsschwachen Denkmustern Probleme eines ganzen Landes zu lösen und die tatsächlich gemachten Schulden den nachfolgenden Generationen zu überlassen. Merke: manches löst sich zwar durch Ablauf der Zeit, aber eben nicht alles!

Euch allen ein nettes Buen Camino wünscht Lothar. Ich freue mich darauf, bald wieder euer Jakobsweg-Wanderer zu sein.


Tag 97 mit 0 Km Wanderung
Gesamt 826 Km Jakobsweg-Wanderung
Gesamt 8.382 Km mit Verkehrsmitteln in der Tournee zur Organspende

15. Jan. 2009 (Barsinghausen)

Quelle:
Krebs-Stiftung















Nun haben wir die Gesundheitsreform - und auch die ersten Wehklager die alles besser wissen, noch bevor die ersten Zahlen und Ergebnisse überhaupt vorliegen. In einfachem Deutsch: Hellseher, die offenbar eine Phobische Störung haben. Das ist wie beim Fußball, denn dabei ist Deutschland das Land, das weltweit am meisten Bundestrainer besitzt - und alle wissen es natürlich besser als der Mann, der tatsächlich in Amt und Würden ist.

Ein ebenso grandioses Thema ist die Aktion "Der Deckel muss weg" der Gewerkschaft ver.di. In der Tat, 3,2 Milliarden Euro "Verbesserung" ist schon eine ordentliche Hausnummer, die die Beteiligten mit dieser Kampagne erzielt haben. Das waren immerhin 130.000 Menschen aus dem ärztlichen und pflegenden Bereich. Und trotzdem nur ein kleiner Teil dessen, was durch eine verfehlte Politik der Bundesländer heute fehlt: insgesamt 55 Milliarden Euro. Nur im Krankenhausbereich. Buchstäblich ein Brosamen im Vergleich zu den anderen Summen, die derzeit von Politikern und Banken in die Hände genommen werden, um die gemachten Fehler zu glätten und zu kaschieren. Etwas anderes ist es ja nicht wirklich, denn eine spürbare Entlastung der gering verdienenden Bevölkerung (immerhin rund 7 bis 9 Millionen Menschen) geschieht nicht oder nur in geringstem Maße. Die Entlastung (eigentlich müsste ich ja sagen: Besserstellung) findet ja nur in den besseren und hohen Einkommensbereichen statt. Volkswirtschaftlich ist das unseren Politikern (erst Recht den Chefvolkswirten der Banken) bestens verständlich - und das Volk kann glauben, was die Politiker weismachen wollen: kompliziert formuliert, damit es möglichst niemand versteht. Besonders herausragend mit diesen (eher fragwürdigen) Fähigkeiten sind aktuell Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier.

Wir werden erleben was daraus entsteht und was diese beiden Perönlichkeiten aus unserem Land machen werden. Wie viele andere Journalisten werde auch ich deren Handeln sehr aufmerksam verfolgen und in meinem Blog von Zeit zu Zeit kommentieren. Damit aber zu einem anderen, für das Individuum letztlich wichtigeren Thema. Jedenfalls im Fall einer schweren Erkrankung.

Stichwort: Organspende. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation hat dazu gestern eine inhaltsschwere Pressemitteilung versandt. Darin wird der Rückgang der Organspende um 8 % gemeldet. Dies bedeutet, dass Jahr für Jahr mehr Menschen sterben müssen, weil es keine Organe mehr gibt! Ab sofort werden es also rund 4 Menschen sein, die täglich - jeden einzelnen Tag eines Jahres - deswegen sterben müssen. Übrigens eine Zahl, die der Autor bereits vor einigen Monaten offen genannt und geschrieben hat.

Und noch ein Punkt dazu. Prof. Kirste als Vorsitzender der DSO hat noch vor recht kurzer Zeit gesagt, dass die Strukturen unseres Organspendesystems in Deutschland modern, zeitgemäß und auch für die Zukunft geeignet seien. Mit der publizierten Pressemitteilung räumt die DSO erstmals offiziell ein, dass das Modell Spanien (das ja international gelobt, geprüft und kopiert wird) viel effektiver und wirksamer ist. Kirste verlangt ausdrücklich von der Bundesregierung eine nachhaltige Änderung. Eine zentrale Forderung von vielen Transplant-Chirurgen und der DSO ist die eindeutige Verbindlichkeit der DSO und damit Abkehr vom Begriff "Gemeinschaftsaufgabe", der praktisch ein "Versteck" für arbeits- und leistungsunwillige Mitglieder (Krankenhäuser, Gesundheitsverwaltungen, Ärztekammern und Ministerien in Bund und Land) bietet. Jeder, der sich dieser Pflicht zur Dienstleistung entzieht, kann sich einfach und schnell der Leistungsverpflichtung entziehen. Eine Blamage und Katastrophe für unser Land in gesundheitspolitischer Sicht, die in Europa ohne Beispiel ist. Es scheint sich zu bewahrheiten, dass mit Aachener Grundschul-Printen schlecht ein Aufsatz zum Thema Gesundheit eines Landes zu schreiben ist.

Es sollte also niemand mit seiner Arbeit oder seinem Handeln ein Diktat zum Verhalten von Menschen abgeben. Die Politik nicht und auch eine Gesundheitsministerin nicht, die Krankenhäuser ebenso wenig wie die Gesundheitsverwaltungen oder die GKVen. Solches Verhalten ist buchstäblich wie ein Bumerang. Er kehrt immer zurück.

Wer von meinen Lesern nun wissen möchte, wohin der Gesundheitsdirigismus unserer Zeit führen kann, der möge den hier verlinkten Bericht kanadischer Menschenrechtsanwälte lesen. Ein Bericht, der der UN, verschiedenen supranationalen Organisationen, der EU und auch den wichtigen Regierungen dieser Welt zuging. Mehrere Symposien wurden dazu veranstaltet, ohne dass eine breite Diskussion oder Änderungen zustande kamen. Auch die absolut seriöse und über jeden Zweifel erhabene ZEIT aus Hamburg hat dazu ausführlich geschrieben und berichtet.

Eine höchst fragwürdige Entwicklung, der unbedingt zu entgegnen ist. Überall, nicht nur in "den anderen Ländern" - auch bei uns, denn die Politik und die Abgeordneten führen zunehmend ein Leben, das nur noch sehr dürftig an den Wünschen und Bedürfnissen des Volkes orientiert ist. Es ist in der Tat zu fragen, ob Politik heute noch den Erfordernissen des Alltags gerecht werden kann oder ob sie bereits auf breiter Front gescheitert ist. Seit Helmut Kohl wissen wir, dass Politik - immer noch zunehmend - zu einer Oligarchie geworden ist, die ihre Entscheidungen in "abgehobenen Hinterzimmern" trifft und meist nur unvollständig kommuniert.

Damit möchte ich meinen Lesern im Land einen schönen Wintertag und ein friedliches Wochenende wünschen. Meinen nächsten Bericht wird es am nächsten Freitag zum Wochenende geben. Euch allen wünsche ich eine Gute Zeit. Viele Grüße und ein nettes Buen Camino wünscht euch Lothar

Tag 97 mit 0 Km Wanderung
Gesamt 826 Km Jakobsweg-Wanderung
Gesamt 8.382 Km mit Verkehrsmitteln in der Tournee zur Organspende